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(Krait Mk II)

Wie ein Mahnmal scheint die Zurara über der Ammoniakwelt zu stehen, ein Symbol für Verschwörungen und wohin sie führen. Oder ist sie ein Grenzstein, der ruft: "Bis hier hin und nicht weiter!"? Aber hat sich die Menschheit je von Grenzen aufhalten lassen? Minutenlang schwebe ich mit meinem Schiff ganz nah an den Kommunikationspunkten über dem Megaschiff. Längst habe ich gehört, was die armen Seelen uns Nachgeborenen hinterlassen haben. Aber da ist noch etwas anderes. Die Zurara sendet. Da ist mehr als das Hintergrundrauschen, das uns alle zu jeder Zeit und an jedem Ort umhüllt. Je länger ich den fast melodiösen Klängen zuhöre, um so deutlicher scheint mich etwas zu rufen... Es... ruft mich... auf die Zurara. Kalt steigt die Angst in mir auf, als in mir dieser Gedanke Gestalt annimmt. Trotzdem lande ich die Krait auf dem alten Megaschiff.
Ich muss wissen, was hier vor sich geht und was das mit mir oder unserer Reise zu tun hat. Ich finde eine Luftschleuse.
Wer sie wohl zuletzt benutzt hat? Sie ist mit einem Code gesichert.
Ich benötige ein Passwort. Können mir die Commander der Reise helfen? Wie heißt das Passwort? In meinem Helm höre ich über den Schiffskomm die Zurara senden:...
Message auf dem Discord mit Audio-Datei
Die Schwärze nimmt zu. Stille umgibt mich. Nur der Formidine Rift ruft. Ich springe durch die "Gute Nacht" sammle Daten und versuche zu ergründen, was es mit den Auffälligkeiten auf sich hat, die ich gefunden habe.
Oder haben sie mich gefunden. Dank des Hinweises, den f0rd42 gegeben hat, bin ich bei dem Fund auf der Delta Side weiter gekommen. Er hatte recht. Es handelt sich tatsächlich um eine Konstellation von Sternensystemen, oder noch genauer: um eine Karte. Ich wusste, dass ich sie schon einmal gesehen hatte. Die Anzahl der Punkte brachte mich dann zur Lösung. Das Overlay zeigt es. Die Punkte auf der Fläche sind die Waypoints der Verrückten Reise II. Mindestens eine der Wegmarkierungen ist heller hervorgehoben: WP7. Die Commander bewegen sich in dieser Woche genau darauf zu. Was wird uns alle dort erwarten? Was hat unsere Reise mit dem Rift zu tun? Warum war der Streckenverlauf auf einer Antenne der uralten Delta Side zu finden? "Don't look for us!" wiederholte die Stimme durch das Rauschen. Eine seltsame Mischung aus Angst und Faszination treibt mich weiter, Stück für Stück, Sprung für Sprung...
"Dynasty" also. Nach etlichen Decodierversuchen konnte ich in dem Datenfragemet, das in meinem FSD steckte, eine Stimme isolieren. Ihre Botschaft lautete: "Dynasty is dead. All is lost. Dont look for us!" Ein Schaudern überfiehl mich, angesichts des Wissens, was das Dynasty Project war und wie alle, die mit ihm zu tun hatten, endeten.
In der Datei war noch mehr. In Dauerschleife lief "Strangers In The Night" und daneben oder darunter lag noch eine verrauschte Tonspur. Ihre Analyse brachte jedoch nichts als Fehlermeldungen. Darum werde ich mich wohl später kümmern müssen.
Die überlangen Hyperraumsprünge begannen, kurz nachdem ich die Raumschifftrümmer gefunden hatte. Dann dieser 5. Waypoint der Verrückten Reise und das irgendwie manische Erkunden, das etwa 100 Commander zu den toten Siedlungen des Project Dynasty brachte. Die alten Logfiles, die das damalige schleichende Drama dokumentierten, brachten keine neuen Erkenntnisse. Es scheint, als ob da lose Fäden in den Tiefen des Formindine Rift miteinander verwoben sind. In einem davon habe ich mich wohl verfangen, ohne zu wissen, wie ich mich befreien kann...
Ich fand keine Ruhe und bin alle Siedlungen noch einmal angeflogen. Als ich gerade wieder von der Delta-Side abheben wollte, entdeckte ich an einer Sendeantenne der Siedlung etwas Merkwürdiges.
Es ist so unscheinbar, dass man es leicht übersehen kann. Vielleicht wird die Auffälligkeit auch erst beim Vergleich mit baugleichen Antennen erkennbar. Ich bin mir selbst über die Bedeutung nicht im Klaren, darum teile ich hier, was ich gesehen habe. Vielleicht entdeckten ja andere Commander eine Bedeutung, schreiben sie auf und helfen so bei der Lösung dieses Rätsels.
Nachtrag: Irgend etwas mit Sternensystemen, wie Commander f0rd42 vermutet, könnte es tatsächlich sein. Der größere Fleck im rechten unteren Quadranten mit dem... ja, was ist das... und dann die vielen kleinen Punkte. An was erinnert mich das....?
Was dauert denn da so lange? Der Sprung durch den Hyperraum zieht sich manchmal über 40 Sekunden hin. Habe ich mir den FSD an einem Neutronenstern beschädigt? Merkwürdig, immer wenn der Sprung länger dauert als gewöhnlich, höre ich dieses Lied in meinem Kopf: "Strangers in the night exchanging glances..." Es klingt so echt, als würde die Musik aus denn Schiffslautsprechern kommen. Habe ich mir beim Buggyrennen eine Gehirnerschütterung geholt, die der Autodoc nicht erkannt hat? Höre ich Stimmen? Beginnt so Spacemadness? Nach dem Sprung in das neue System herrscht wieder Stille. Nur die Feldwartungseinheit, die ich aktiviert habe, arbeitet surrend. Dann gibt sie eine Fehlermeldung aus. "Ivory Cobra" steht auf dem Display, gefolgt von "logfile error". Ich starte sie erneut. Das Problem sitzt, wie es scheint, tief in den Speichern des FSD. Nach dem Dritten Durchlauf mit dem selben Ergebnis öffne ich die Wartungsklappe und lese den RAM-Baustein mit dem Handterminal aus. ...Da ist ein Datenfragment... Ich jage es durch die Decodiersoftware der Krait. Zunächst ist da nur ein Rauschen, dann aber ist es, als ob sich ein Nebel hebt, und ich höre zu meinem Erschrecken... Zu dieser Nachricht mit Audiodatei auf dem Discord der SNPX
Die Salbe kühlt angenehm die blau und grün marmorierte Schulter. Der Autodoc hat die Platzwunde über dem Auge getaped. Die geschwollene Wange spannt noch etwas beim Grinsen. Zu Grinsen gab es beim dem SRV-Rennen ja so Manches. Wie tief war eigentlich der Abgrund, den wir am Anfang - nun ja - heruntergefallen sind? Das unorthodoxe Abrollen des Buggys am Fuß des Canyon war, wenn ich es richtig rekonstruiere, der Grund für die Blessuren. Ganz toll. Was für ein Spaß.
Das Springen heute von System zu System wirkt dagegen angenehm monoton: hier ein Stern der Klasse M, dort mal ein K-Stern mit zwei Gasriesen und hier ein A-Ste... Was ist das denn? In der linken Ecke des VSS-Scans habe ich das Echo einer Signalquelle. Eine degradierte Emission? Etwa 4800 LY entfernt von Sol? Als ich aus dem Supercruise falle, lande ich in einem Trümmerfeld: Container mit Drohnen, persönlichem Zeug und eine Blackbox schweben zwischen den Überresten eines Schiffs.
Von einem Datenzugriffspunkt fehlt aber jede Spur. Vielleicht war es ein Prospector? Aber wie kommt der Schrott so weit in die Schwärze. Oder gehörte dieses Schiff zum mysteriösen Project Dynasty?
Ich suche die umliegenden Systeme nach Spuren ab und finde... nichts. Als ich zurück nach SLEGUAE TY-Z D24 komme, fehlt von dem Schiffswrack jede Spur.
Schließlich richte ich den Bug auf den nächsten WP aus und springe weiter in die gute Nacht. Aus der Wunde über dem Auge suppt wieder Blut...
Aaarrrch. Die leeren Flaschen klimpern durch den weiten Hanger. Ein scheußliches Geräusch, wenn einem der Kopf dröhnt. Ich sehe ihnen nach, unfähig mich aufzuraffen, um sie in irgend ein Recyclerloch zu werfen. Was war das für eine "Schiffstaufe" gestern Abend... oder war es schon heute heute Morgen?
Woher hatten die Mechaniker nur dieses Zeug und dann in diesen Mengen...
Immerhin haben sie es geschafft, den Namen auf das Schiff zu pinseln, den ich ihnen gesagt habe.
Ein paar Tage musste ich nachdenken, wie ich sie nenne würde. Kurz vor dem Start der No-Risk-No-Fun aus HIP 117029 hatte ich sie mir besorgen und auf den Träger parken können. Gestern, am WP3, war dann die erste Gelegenheit, sie mal ausgiebig zu testen.
Ein großartiges Schiff ist sie. Im Supercruise wie im Normalflug - einfach eine Freude.
Doch wie sollte meine Mandalay heißen? Sie ist schnell, wendig, kalt und hat eine extreme Sprungreichweite. Sie hat alles, was man sich wünschen kann. Aber...hat sie nicht sogar mehr... vielleicht sogar etwas zu viel? Geht nicht alles zu geschmeidig und zu glatt?
Wenn man in den frühen 90er Jahren auf dem Amiga-Homecomputer den schönen hebräischen Namen SARA zusammen mit dem geforderten Passwort beim Start des vielen Commandern bekannten Spiels ELITE eingab, kam man in den Cheatmode. Dort ließ sich die Schwierigkeit des Spiels manipulieren.
SARA, die Frau Abrahams aus den alten Schriften, ist ein Cheat. Die Mandalay fühlt sich auch an, wie ein Cheat. Ich taufe meine darum auf den Namen "SARAMATRURIN" und ich werde es lieben, mit ihr an der Grenze der Galaxie zu kratzen.
Mit einem letzten Blinken verschwand die Reparaturdrohne aus meinem Sichtfeld, um irgendwo in der Weite der Wüstenlandschaft aufzuschlagen. Sie wird bleiben, ich musste weiter, nachdem ich die Biosignale des Planeten gescannt und die Proben für Vista Genomics gesammelt hatte und...äh...ja... Dieses Spacehippie-Pärchen auf der "No-Risk-No-Fun" meinte, man könne die Blätter vom Tussock Divisa so gut in eine Pfeife stopfen und rauchen. "Keine Vapes, keine Syntetic, kein Bullshit, echt organic der Trip - versteh mal", hauchte die Lady und blickte mich durch die blauen, runden Gläser ihrer Sonnenbrille an.
Vielleicht sollte ich nicht auf alles hören, was auf der "No-Risk-No-Fun" so erzählt wird... obwohl... Die Farbspiele in meinem Kopf waren wirklich... wie soll ich sagen...apart. Auch den unter mir gleißenden, zerfließenden Planeten konnte ich nach den tiefen Zügen aus der Pfeife genießen. Jim Morrison sang dazu blechern aus den Lautsprechern durch das Schiff von den "Riders On The Storm"...
Habe ich getanzt? Gott sei Dank ist niemand da, der das hätte sehen können. Naja, vielleicht hätte die Person dann aber auch die "Stephen Maturin" abgefangen, bevor sie ziemlich ungebremst in den Berg knallte. Auf 68 Prozent war die Hülle dann runter. "Wow, ein 68er! Das passt zur Musik und zu dem Trip" dachte ich mühsam, als ich mit gehörigen Kopfschmerzen zu mir kam.
"Nie wieder" war mein zweiter Gedanke, als ich das übrig gebliebene Büschel Tussockblätter auf der Konsole neben der Kaffeemaschine mit leerem Blick anstarrte. Immerhin... Reparaturdrohnen stellen keine Fragen.
"Nie wieder..., oder doch zumindest nicht noch einmal heute."
Hat er gerülpst? Ich hätte schwören können, der Recycler hat gerülpst, als ich die Flaschen mit billigem Gin zusammen mit meinem spärlichem Besitz hineingeworfen habe. Alles, was nicht in die Kabine der Krait passte, flog in den immer gierigen Schlund der Maschine. Der nächste arme Teufel ist schon in das Wohnloch eingezogen, kaum hatte ich es verlassen. Befreit vom Balast der letzten Jahre habe ich hinter mir die Luftschleuse der "Stephen Maturin" geschlossen und die Triebwerke gestartet. Dann der Massensprung, was für ein Event. Das Radar glühte vor Schiffen die sich versammelt hatten. 120 Commander oder 150 oder mehr? Ich habe sie nicht gezählt sondern mich an dem Augenblick erfreut, als wir schließlich alle durch den Tunnel gesprungen sind und sich, nach ein paar weiteren Sprüngen, die Flotte verteilte. Noch verfolgten mich die Spuren der Zivilisation. Funkmeldungen, mehr als ich lesen konnte und wollte, Systeme, die erkundet waren, über die ersten 35 Sprünge hinweg.
Als ich das erste unerschlossene System fand, fuhr ich für einen Moment die Triebwerke herunter und genoss lächelnd den Moment des Alleinseins, nur ich, der Stern mit seinen Planeten und das Schwarz, das uns alle umhüllt.